Heute staune ich darüber wieviele Wendungen auf meinem Lebensweg aufgetaucht sind.

Mein Lebensweg

1959 wurde ich in Australien als Tochter von Deutschen geboren, die 1958 eingewandert waren, um sich in Australien eine Existenz aufzubauen. Meine Eltern hatten in ihrer Kindheit die Bombardierung Leipzigs im 2. Weltkrieg und die Prägung durch die NS-Zeit erlebt. 1953 war mein Vater in der Sowjetischen Besatzungszone politischer Aktivist, musste 19jährig flüchten und wurde in Westdeutschland als politischer Flüchtling anerkannt. Meine Mutter folgte ihm und verließ ebenfalls ihre Heimat.
Massiven Stress und traumatisierende Umstände erlebte ich bereits vor, bei und nach meiner Geburt und war damit allein gelassen. Meine Eltern konnten als „Kriegskinder“ ihrem eigenen Kind keine Nähe und Geborgenheit geben und achteten Grenzen nicht. Meine Zeit in Australien war darüber hinaus vom Verstecken der deutschen Herkunft und Fremdsein geprägt.
Dann folgte für mich die traumatische Erfahrung von Migration. Als meine Eltern 1965 mit ihren Kindern nach Westdeutschland zurückkehrten, erlebte ich erneut, dass ich eine Fremde war und nicht dazu gehörte. Die inzwischen etablierte innerdeutsche Grenze trennte nicht nur das Land, sondern auch die Familie in zwei Teile und mich von meinen Vorfahren. Dieses Leid teilen viele deutsche Familien. Zugleich wuchs ich als Kriegsenkel in dem Feld des großen kollektiven Schweigens auf, in dem über deutsche Vergangenheit und die Geschichte der Familie nicht geredet wurde.
Ich habe erlebt, dass das Aufwachsen im Trauma mich von meinem Wesen und meinem Körper getrennt hatten. Dennoch machte das „Weiterfunktionieren im Traumazustand“ das Abitur, ein naturwissenschaftliches Studium und eine Promotion möglich. So ging es beruflich zunächst in eine Richtung, bei der keine Verbindung zu mir selbst oder anderen Menschen erforderlich war.
Mit Ende 30 kamen die ersten traumatischen Erinnerungen ins Bewusstsein. Ich nahm therapeutische Hilfe in Anspruch und machte schließlich selbst therapeutische Ausbildungen, die sich auf die Lösung von Trauma fokussierten. Heute kann ich so viel Wissen und Erfahrung um Trauma und seine Lösung an andere weitergeben und in der Begleitung von Menschen meiner inneren Berufung folgen.
In meinem Alter kann ich auf persönliche Erfahrungen von Heirat und Scheidung, Kinder zur Welt bringen, von Mutter und Großmutter sein, den Tod der Eltern, aber auch den Tod eines Kindes in der Familie zurückblicken.

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